Konferenz

Nationalismus als Ressource? Konsensbildungen in der europäischen Nach- und Neogotik des 19. Jahrhunderts

Termin
OrtBern, Schweiz

Mit dem ausgehenden 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert formierte sich im territorial-politisch bestimmten Europa eine Reihe von Gotik-Entwürfen, die von einem neuen nationalstaatlichen Bewusstsein geprägt waren.

Um welche Bildungsprozesse handelte es sich hierbei? Auf welche ideelle Paradigmen bezog sich diese geforderte Architektur-Ästhetik? Auf ein patriotisches Konzept und/oder auf ein primär gegen die Staatsgewalt gerichtetes Verständnis? Welchen Anteil haben daran Religion, Philosophie oder schöne Literatur? Oder strebte die neue Baupraxis einen Kompromiss an? In wie weit wurde das Bewusstsein über eine neue Architektur durch die Tradition lokaler Schulen, durch das Auffinden der alten Originalpläne oder durch neu geschaffene Vorlagenwerke geformt?

Angesichts vielfältiger Erklärungsmodelle ist die Frage zu stellen, auf welche spezifische Weise sich die Konjunktionen von neogotischer Bewegung und nationalstaatlichem Verständnis in den parallel existierenden Gesellschaften im Westen und im Osten Europas konstituiert haben. Die unterschiedlichen ideellen, ästhetischen, verwaltungstechnischen und technologischen Faktoren jener Strömung sollen hierbei in ihren Prozessen des Interessenausgleichs und der Kompromissfindung untersucht werden.