Konferenz

Unbehagen an Erinnerung. Illusionen der Vergangenheitsbewältigung

Termin
OrtEvangelische Akademie Arnoldshain Schmitten

In Anlehnung an das von Ulrike Jureit und Christian Schneider
veröffentlichte Buch: "Gefühlte Opfer. Illusionen der
Vergangenheitsbewältigung" (2010) will die Tagung einen kritischen Blick
auf die deutsche Erinnerungskultur der letzten fünfzig Jahre werfen und
eine Debatte anregen, die nach einem anderen Verständnis von
historischer Trauer und Erinnerung fragt. Dabei geht es vor allem darum,
die in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Formen, Muster und Praktiken
des öffentlichen Erinnerns an den Holocaust zu reflektieren und seine
theoretischen Prämissen kritisch zu hinterfragen. Zugleich ergibt sich
die Herausforderung, die in Deutschland dominierende Identifikation mit
den Opfern angesichts globaler Erinnerungs- und Gedenkkonjunkturen neu
zu überdenken.

Unter Mitwirkung der beiden Buchautoren, der Hamburger Historikerin
Ulrike Jureit und des Frankfurter Soziologen und Forschungsanalytikers
Christian Schneider, stellt die Tagung zentrale Grundfiguren des in
Deutschland etablierten Erinnerns zur Debatte, das sich in einem
Spannungsfeld von Opferidentifikation, Erlösungshoffnung und
Anerkennungsbegehren begrifflich vermessen lässt. In Vorträgen,
moderierten Gesprächen und Podien wird das Verhältnis von Vergessen und
Erinnern thematisiert und die Frage diskutiert, inwiefern eine
opferidentifizierte Erinnerungskultur selbst Züge einer Vergessenskultur
aufweisen kann. Insbesondere wird es dabei auch um die Bedeutung von
Trauer als zentraler Metapher deutscher Erinnerungspolitik gehen. Die
Tagung will darüber hinaus den Blick auf transnationale
Erinnerungsprozesse und gegenwärtige Herausforderungen lenken, die für
die Holocaust-Erinnerung in der deutschen Migrationsgesellschaft sowie
im erweiterten Europa eine Rolle spielen.

Weitere Informationen unter: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=16110