Grabsteine - Dokumentation der jüdischen Geschichte in Würzburg

Beim Abriss eines Hauses in Würzburg im Jahre 1987 wurden insgesamt 1455 mittelalterliche jüdische Grabsteine entdeckt, die heute als weltweit einzigartiges Zeugnis der jüdischen Geschichte des Mittelalters gelten. Nach nunmehr 25 Jahren liegen die wissenschaftlichen Erkenntnisse von Professor Karlheinz Müller von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Maximilians-Universität in einer dreibändige Publikation über die „Würzburger Judensteine“ vor.
An der Sicherung der Artefakte und deren wissenschaftlicher Auswertung wirkten neben 175 studentischen Kräften mehrere Experten aus dem In- und Ausland mit im Rahmen zweier durch die German-Israeli Foundation geförderten Forschungsprojekte mit - so u.a. Professor Simon Schwarzfuchs (Tel Aviv, Paris), Dr. Rami Reiner (Beer Schäva) und Dr. Edna Engel von der Nationalbibliothek in Jerusalem.
Die Grabmale stammen aus den Jahren 1147 bis 1346. Sie belegen damit rund 250 Jahre Geschichte, von den Anfängen der Jüdischen Gemeinde in Würzburg um 1100 bis zum Pogrom des Jahres 1349. Im Zuge der damals gassierenden Pest in Europa wies man auch in Würzburg die Schuld daran einer „Brunnenvergiftung“ durch Juden zu und am 21. April 1349 steckten die Würzburger Bürger das Judenviertel in Brand und ermordeten seine Bewohner.
Die umfangreichen Funde dokumentieren vorallem, dass Würzburg im 12. und 13. Jahrhundert als einer wahrscheinlich von Mitgliedern der im Jahre 1096 von durchreisenden Kreuzfahrern vernichteten Jüdischen Gemeinde in Mainz gegründeter und international renommierter Standort war - damit als ein maßgebendes Zentrum jüdischen Lebens in Europa und als eines der europäischen Mittelpunkte des „Talmud Tora“ galt.
Information:
http://www.wikommverlag.de
Redaktion (ph)