Neue Perspektiven zum zweigliedrigen Schulsystem

Lange diskutiert, oft abgelehnt und nun doch auf dem Vormarsch: Das zweigliedrige Schulsystem löst nach 150 Jahren das dreigliedrige Schulsystem ab. Die Haupt- und Realschulen soll  es so nicht mehr geben. Stattdessen nur noch das Gymnasium und den Zusammenschluss von Haupt- und Realschulen zu dem, was das Hamburger Schulmodell als „Stadtteilschulen“ bezeichnet.
Erklärtes Ziel: Mehr Chancengleichheit und das Ende der Stigmatisierung, insbesondere von Hauptschülern. Zugleich ein Trost für die konservativen Kritiker: das Gymnasium mit seiner elitären Stellung soll bleiben.
Im 4. Heft der Zeitschrift für Pädagogik setzen sich fünf Aufsätze kritisch mit dem Strukturwandel an deutschen Schulen auseinander.  
Klaus Hurrelmann, früher Verfechter der Zweigliedrigkeit, schildert in „Das Schulsystem in Deutschland: Das „Zwei-Wege-Modell“ setzt sich durch“ seine Einstellungen zum neuen Schulsystem und bietet einen Überblich über die bildungspolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte.
Wird über das deutsche Schulsystem diskutiert, so bildet den Dreh- und Angelpunkt dieser Diskussionen stets der Vergleich mit ausländischen Schulmodellen. Auch laufen politische und akademische Diskurse meist auf internationalen Vergleichsstudien hinaus. Bernd Zymek beschreitet in seinem Aufsatz „Die Zukunft des zweigliedrigen Schulsystems in Deutschland. Was man von der historischen Schulentwicklung dazu wissen kann.“ andere Wege: Unter Zuhilfenahme historischer Gutachten setzt er sich intensiv mit dem dreigliedrigen deutschen Schulsystem auseinander. Seine Schlussfolgerung: die Vergangenheit war und die Zukunft bildet Vielgliedrigkeit.
Benjamin Edelstein und Rita Nikolai zeigen am Beispiel Hamburgs und Sachsens in „Strukturwandel im Sekundarbereich. Determinanten schulpolitischer Reformprozesse in Sachsen und Hamburg.“, wie grundverschiedene Tiefenstrukturen in ähnlichen Formen von Zweigliedrigkeit münden können.
Der Aufsatz von Tilman Drope und Anne Jurczok, „Weder gleichwertig noch gleichartig. Besonderheiten und Problemlagen Integrierter Sekundarschulen in einem sozio-ökonomisch schwachen Stadtteil Berlins“, beschäftigt sich anhand eines Fallbeispiels mit den Wechselwirkungen zweier schulischer Aspekte. Auf der einen Seite stehen neue Schulstrukturen, auf der anderen Seite die über Jahrzehnte gewachsenen Schulkulturen der einzelnen Schulen.
Peter Dreweks „Das dreigliedrige Schulsystem im Kontext der politischen Umbrüche und des demographischen Wandels im 20. Jahrhundert“ nimmt sich der exponierten Stellung des Gymnasiums an und resultiert anhand eines Fallbeispiels in der überraschenden Erkenntnis, dass Gymnasien „Selbsterhaltungsstrategien“ entwickelt haben, um auch in demographisch schwachen Zeiten über anhaltend hohe Schülerzahlen zu verfügen.

Die Zeitschrift für Pädagogik können Sie hier bestellen:
www.beltz.de/de/verlagsgruppe-beltz/zeitschriften/titel/zeitschrift-fuer-paedagogik-42013.html

Vorschau: Inhaltsvereichnis des Heftes als pdf-Datei:
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Redaktion (al)