9/11 im Schulbuch: Veränderte Schwerpunkte bei pädagogischer Aufbereitung

Bei der Behandlung der Anschläge vom 11. September in Schulbüchern werden die Bilder der brennenden Zwillingstürme meist nur im kleinen Format gezeigt. Die Ereignisse und Hintergründe sollen bei der Wissensvermittlung im Vordergrund stehen.

In einem Interview mit dem Tagesspiegel (Berlin) erklärte Uwe Andrae, Referatsleiter Geschichte des Cornelsen-Verlags kürzlich die Problematik bei der pädagogischen Aufarbeitung von 9/11 im Unterricht. Da kaum ein Thema so emotional aufgeladen sei wie die Anschläge des 11. September, müsse man "grundsätzlich vorsichtig umgehen mit Katastrophenbildern und Opferbildern", so Andrae.
Hinzu kommt, dass die Thematik meist in mehreren Fächern und dort jeweils mit unterschiedlichen Fragestellungen und Schwerpunkten behandelt wird. So steht beispielsweise im Ethik- und Religionsunterricht der Umgang mit Gewalt und Fundamentalismus im Vordergrund, während das Thema beim Politik- und Geschichtsunterricht meist in einen Zusammenhang mit den internationalen Beziehungen und der Weltordnung des 21. Jahrhunderts gestellt oder im Rahmen der Nahost-Problematik behandelt wird.

Da die Lehrpläne von den Landesregierungen vorgegeben werden sei der Spielraum der Verlage zudem gering. Als Ergänzung der Lehrpläne geben viele Verlage auch Themenhefte heraus, die von den Lehrkräften ergänzend in den Unterricht eingebaut werden können. Der Klett-Verlag begann noch im Jahr 2001 mit der Neubearbeitung der ersten Geschichtsbücher. Allerdings wird durch die Lehrpläne bestimmt, welche Schulbücher tatsächlich beschafft werden. Somit wird die Thematik des 11. September in allen Bundesländern unterschiedlich gewichtet und entsprechend mehr oder weniger intensiv behandelt. Außerdem ist bei vielen Schulbüchern eine Änderung von Prioritäten zu beobachten. Beispielsweise werden Themenbereiche wie der Nahe Osten, Kalter Krieg oder Golfkrieg zunehmend gekürzt und der Schwerpunkt verstärkt auf die Behandlung von Terrorismus und Fundamentalismus gelegt.

Mehr Informationen:
www.tagesspiegel.de/wissen/im-schulbuch-nur-am-rand/4573254.html

 

Redaktion (DV)