Durchwachsene Ergebnisse der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) 2016 für das deutsche Bildungssystem

Seit 2001 nimmt Deutschland an der IGLU (international als Progress in International Reading Literacy Study bekannt) teil, welche alle fünf Jahre das Leseverständnis, die Lesegewohnheiten und -Einstellung von Grundschülerinnen und -schülern der 4. Jahrgangsstufe international erhebt und vergleicht. Den Kindern werden bei den Testaufgaben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade von literarischen und informierenden Texten vorgelegt. Weiterhin wird mittels Fragebögen die Häufigkeit des Lesens erhoben und auch soziale Marker wie die Anzahl der Bücher im Elternhaus oder der soziale Hintergrund der Eltern finden in der Studie Berücksichtigung.
Insgesamt 47 Staaten und 10 Regionen haben an der diesjährigen IGLU teilgenommen, in Deutschland wurde die Untersuchung an 208 Schulen mit 4.227 Lernenden durchgeführt.
Zusammenfassung der wichtigste Ergebnisse der IGLU
• Innerhalb Deutschlands hat sich die Leseleistung der Schülerinnen und Schüler 2016 (537 Punkte) im Vergleich zu 2001 (539 Punkte) nicht signifikant verändert. Im internationalen Umfeld jedoch rutscht Deutschland von den ehemals Top Five 2001 ins Mittelfeld mit den diesjährigen Ergebnissen, da zwanzig Staaten signifikant höhere Mittelwerte verzeichneten.
• Der prozentuale Anteil von besonders leistungsstarken und -schwachen Schülerinnen und Schülerin ist deutlich angestiegen (Leistungsschwache Lernende 2001: 16,9%, 2016: 18,9%; Leistungsstarke Lernende 2001: 8,6%, 2016: 11,1%).
• Die soziale Herkunft der Kinder stellt in Deutschland nach wie vor einen entscheidender Faktor dar. In Haushalten mit mehr Büchern und höher qualifizierten Berufen der Eltern sind die Schülerinnen und Schüler besser in Lage, Texte zu lesen und mit ihnen umzugehen.
• Migrationsbedingte Unterschiede haben sich im Vergleich zu den Ergebnissen aus 2001 nicht signifikant verändert. „2016 entspricht der Leistungsnachteil von Kindern mit Migrationshintergrund in etwa dem Lernzuwachs eines halben (24 Punkte; ein Elternteil im Ausland geboren) bzw. eines ganzen Schuljahres (48 Punkte; beide Elternteile im Ausland geboren).“ (BMBF Pressemitteilung: 131/2017, 05.12.2017).
• Auch geschlechtsspezifische Unterschiede sind seit 2001 bestehen geblieben in so weit, dass Mädchen lieber und besser lesen als Jungen, was ebenfalls ein Ergebnis im internationalen Vergleich aller Teilnehmerstaaten ist.
Für die deutsche Bildungspolitik gilt es nun, die Ergebnisse in Handlungen zur Verbesserung der Bildungsgerechtigkeit und zur verbesserten Integration von Kindern mit Migrationshintergrund münden zu lassen, um in der stetig wachsenden heterogenen Schülerschaft die Leseleistung zu verbessern und im internationalen Vergleich wieder aufzuholen.
Redaktion (alb)
Quellen
Bildquelle: Bild von laterjay / CC0 1.0
Informationsnachweise: Spiegel 05.12.17, Bundesministerium für Bildung und Forschung 05.12.17