Geschichtslehrbücher sind deprimierend
„Als Indiz für die [..] vorherrschende Weltsicht sind sie [die Schulbücher, Anm. der Red.] [..] wichtig - und deprimierend.“ In einem von der „Welt“ (Online-Ausgabe) Ende April veröffentlichten Beitrag des britisch-deutschen Journalisten Alan Posener wird als Ursache für die unzureichende Qualität von Schulbüchern der deutsche Bildungsföderalismus gesehen.
A. Posener kritisiert jedoch in seinem Artikel vor allem die Art der Fragetechniken in den Aufgabenstellungen. In der Tat sind einige Fragen in Schulbüchern suggestiv, doch Posener wertet die Fragestellungen überzogen und verallgemeinert Geschichtsunterricht zu Gesinnungsunterricht – trotz aller „vermeintlicher Objektivität“. Als anstrengend und positivistisch sieht er diese streng eingehaltene Objektivität. Posener beurteilt kritisch, dass solch eine strenge Objektivität hartnäckige Vorurteile nicht zu beheben vermag. Denn diese würden zwar aufgrund der Multiperspektivität nicht bekräftigt, aber explizit auch nicht entkräftigt und blieben somit bestehen.
Zu bemerken ist noch: An einem Vergleich von Geschichtsbüchern für die 9. Klasse versucht A. Posener die Unterschiede in den Lehrplänen einzelner Bundesländer aufzuzeigen. Dabei unterläuft ihm jedoch ein Fehler: das Schulbuch „Geschichte und Geschehen 3“ (Bremen, Niedersachsen, Thüringen, Ernst Klett Verlag 2009) ist das Lehrbuch der 7. Klassenstufe in Niedersachsen, nicht das der 9. Klasse.
Der Journalist sieht es als dringlich an, Schulbücher kritisch zu analysieren und greift in Ansätzen einige zentrale Themen auf, um diverse Defizite aufzuzeigen. Entgegen der im Untertitel gemachten Aussage, Schulbücher würden üblicherweise nicht rezensiert, existieren von jedem der genannten Reihen ausführliche Rezensionen. Das Georg Eckert Institut ermöglicht jedem Lehrer, Referendar, Student, Wissenschaftler oder auch Interessierten Rezensionen zu beliebigen Schulbüchern der Fächer Geographie, Politik/ Sozialkunde und eben auch der Geschichte zu verfassen. Sie werden dabei während ihres Schreibprozesses unterstützt und die fertigen Rezensionen durchlaufen auch eine abschließende auf fachwissenschaftlichen Kriterien basierte Qualitätskontrolle.
Lapidare Aussagensätze wie das in dem Bericht geäußerte „Schulbuch bleibt Schulbuch“, sind nicht mehr angebracht, denn für die Wahl des für den Unterricht geeigneten Schulbuches können bereits eine Vielzahl bestehender Schulbuchkritiken hinzugezogen werden. Letztlich entscheidet der Nutzer in Form des Käufers bzw. des Rezensenten darüber, welche Schulbücher weiterhin produziert werden und welche von den Autoren inhaltlich zu überarbeiten sind.
Welt-Artikel:
www.welt.de/print/die_welt/vermischtes/article13307294/Wer-war-das-nochmal.html
Redaktion (SB, KR)