Mein Kopf gehört mir !? - Geistiges Eigentum im elektronischen Zeitalter

Eine wachsende Vielfalt an Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Publizieren war der Wunsch für die Zukunft, der am Ende einer gut besuchten Diskussion im Haus der Wissenschaft in Braunschweig stand. Professor Dr. Ulrich Reimers diskutierte mit Privatdozent Dr. Cord Berghahn über einen Medienwechsel, dessen Folgen noch nicht abzusehen sind und dessen Spielraum von „google books“ über die Open Access Initiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft hin zum Heidelberger Appell zur Wahrung des Urheberrechts reicht. Im Laufe des Abends zeigte sich, dass es gerade im Bereich des Online-Publizierens Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern gibt. Während das Ziel eines Forschungsvorhabens, wie Professor Reimers (Institut für Nachrichtentechnik, TU Braunschweig) berichtete, in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern oft Patente, technische Spezifikationen oder Apparaturen sind, ist das Ergebnis bei den geisteswissenschaftlichen Fächern meist der Aufsatz oder das Buch, was PD Berghahn (Institut für Neuere Deutsche Literatur, TU Braunschweig) bestätigte. Dementsprechend unterschiedlich würde in den jeweiligen Fächern auch die Berliner Erklärung der DFG aufgenommen, in dem diese sich zu einem offenen Zugang zu wissenschaftlichen Wissen und die Publikation neuer Erkenntnisse im Internet bekennt. In diesem Zusammen wurde auch die Halbwertszeit von wissenschaftlichen Erkenntnissen angesprochen. Während Monographien über beispielsweise Goethe und Schiller auch noch nach Jahrzehnten Standardwerke sein können, sind technische Erkenntnisse unter Umständen schon nach wenigen Jahren überholt. Eine rasche Veröffentlichung im Internet sei in diesem Fall ein Gewinn für alle, so Professor Reimers. PD Berghahn gab zu Bedenken, dass ein weiteres Forcieren der Online-Publikation über kurz oder lang zu einem Verschwinden vieler Verlage führen würde, die heute noch als Garant für wissenschaftlich fundierte Veröffentlichungen stehen. Beide Vortragende erkannten Gefahren in einer rein auf das Internet ausgerichteten Forschung, die durch eine knappe Stichwortsuche zu zielgerichtet arbeitet, um relevante Themen durch „Blättern“ in Büchern und Zeitschriften zufällig zu finden. Vermutlich liegt, so wurde abschließend festgehalten, eine wünschenswerten Zukunft in einem Mittelweg zwischen Online-Publikation und Print-Veröffentlichung.

Redaktion (ALF)