Reflexion der Darstellung nationalsozialistischer Geschichte in Schulbüchern

Im Politischen Feuilleton von Deutschlandradio kritisierte Ende Juli Heribert Seifert, Lehrer, Lehrerausbilder und Herausgeber von Schulbüchern, in seinem Beitrag „Moralische Bildung durch Gesinnungsunterricht?“, dass dem selbständigen Erkunden von Sachverhalten beim Thema Nationalsozialismus Einhalt geboten wird. Vorgegeben sei ein „Stoff, der nach sehr strikt definierten Normen vergangenheitspolitischer Korrektheit aufbereitet ist“. Als Beispiel nennt er ein Geschichtsbuch für die Oberstufe, indem die „europäische Aussenpolitik zwischen 1933 und 1939 nur als Spielwiese Hitlerschen Machtwahns“ dargestellt wird. Er betont, dass die „bei anderen Epochen übliche Darstellung komplexer Wechselverhältnisse zwischen der Politik rivalisierender Mächte [..] zugunsten einer eindimensionalen Präsentation“ aufgegeben wurde. Seiner Meinung nach „herrscht im Unterricht oft ein moralischer Überdruck, der auf Bekenntnis setzt und jedes Zeichen von Distanz rasch als Indiz für extremistische Infektion wertet.“ Damit der Nationalsozialismus den Schülern nicht als wenig zu hinterfragendes Pflichtprogramm erscheine, hätten vor allem die Schulen allen Grund, ihr einschlägiges Engagement nachdenklicher zu reflektieren. Und Heribert Seifert fordert: Soll der Unterricht über den Nationalsozialismus nicht formelhaft erstarren, so wird man wohl den Mut zu einem solchen Konzept haben müssen.

Audio Link und weitere Informationen: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/1007967/

Redaktion (KR)