Streit um Genozid-Vorwurf
Im brandenburgischen Lehrplan werden die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich in den Jahren 1915 bis 1918 als „Genozid“ bezeichnet. In der türkischen Zeitung „Hürriyet“ vom 5. August 2009 forderte Kenan Kolat, der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde Deutschlands, den Lehrplan zu ändern; der Genozid-Vorwurf setze die türkischstämmigen Schüler unter einen „psychologischen Druck“, der sie in ihren schulischen Leistungen beeinflusse. Die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach (CDU) bezeichnete nun die Begründung Kolats als haltlos, denn „schließlich hat die Hälfte der in Deutschland lebenden drei Millionen Türken überhaupt keinen Schulabschluss, obwohl der Genozid an den Armeniern bundesweit nur im brandenburgischen Lehrplan vorkommt.“
Schon 2005 hatte die Anregung, den Genozid an den Armeniern exemplarisch im Rahmen eines Unterrichtsthemas zur Entgrenzung von Gewalt als Kriegsfolge zu behandeln, zu heftigen Auseinandersetzungen um den Lehrplan Brandenburgs geführt. Erst wurde der Verweis auf den Völkermord an den Armeniern auf Druck der Türkei aus dem Lehrplan gestrichen; dann von der Schulbehörde in eine Handreichung für die brandenburgischen Lehrer wieder aufgenommen. Das Georg-Eckert-Institut war damals an der Begutachtung dieser Handreichung beteiligt.
Weitere Informationen:
Blaue Narzisse: online-Zeitung von Schülern und Studenten
FAZ-Artikel vom 07.08.2009:
und:
http://www.turkishpress.de/content/erika-steinbach-spricht-klartext14248
http://www.migazin.de/2009/08/10/streit-um-genozid-vorwurf-in-den-schulplanen/
Redaktion (KR,VR)