Konferenz
Untergangsszenarien und Zukunftsvisionen in den Imperien des östlichen Europa (1830-1920)
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1915 begann Karl Kraus, in seinen "Letzten Tagen der Menschheit" den Weltkrieg zum apokalyptischen Drama zu verdichten; fast zeitgleich skizzierte der Schweizer George Montandon in der Denkschrift "Nationale Grenzen und ein dauerhafter Frieden" ein radikales Zukunftsmodell, das den millionenhaften Bevölkerungstransfer als Mittel zur Stabilisierung der europäischen Staatenlandschaft propagierte.
Sowohl Krisenphasen - wie der Erste Weltkrieg - als auch unlösbar scheinende Systemprobleme in Friedenszeiten bedingen derartige Extreme: Sobald alte Gewissheiten in Frage gestellt sind, entstehen fast zwangsläufig prognostische, auf die Zukunft gerichtete Debatten - Endzeitbilder ebenso wie Planspiele oder utopische Phantasien, die auf einer weitgehenden, ja radikalen Neuordnung der Verhältnisse beruhen.
Die Tagung am Herder-Institut wird sich der Parallelität, der Wechselwirkungen und den Konsequenzen solcher Visionen annehmen. Es soll bei den einzelnen Beiträgen konkret darum gehen, die Entstehung sowie die Folgewirkungen von Untergangsszenarien und Zukunftsentwürfen in den Großreichen des östlichen Europas in der Phase zwischen 1830 und 1920 in den Blick zu nehmen.
Es ist zu diskutieren, inwieweit in jenen Situationen nicht nur Vorstellungen von Niedergang, Verlust und Unterlegenheit artikuliert wurden, sondern diese auch tiefgreifende Reformprojekte anstießen, die nicht selten das Ziel verfolgten, als "clean sweep" alle bestehenden aktuellen Probleme und politischen Systemkrisen auf einmal zu lösen.
Weitere Informationen:
http://www.herder-institut.de
http://fss.plone.uni-giessen.de/fss/fbz/zentren/gizo/dateien/untergang/file/Tagungsprogramm_Untergangsszenarien_5.8.2013.pdf